Partydrogen und das Problem der Abhängigkeit

„Partydrogen“ ist der Überbegriff für die psychoaktiven Substanzen, die von Jugendlichen in unterschiedlichen Partysettings gebraucht werden. Im Prinzip kann also jede Droge eine „Partydroge“ sein, je nachdem in welchem Kontext, mit welchem Konsummuster und mit welcher Zielsetzung sie gebraucht wird. Neben Alkohol werden in Deutschland auf Partys hauptsächlich Cannabis, Ecstasy (MDMA), Speed (Amphetamin), Kokain, Crystal (Metamphetamin), LSD und psychoaktive Pilze konsumiert. Alle diese Drogen können aber auch in anderen Kontexten gebraucht werden (MDMA z.B. in der psycholytischen Therapie). Und im Gegenzug ist auch der Gebrauch von Heroin oder Psychopharmaka als Partydroge denkbar (nach einem Partywochenende zum „Runterkommen“).

Üblicherweise wird auf Partys Mischkonsum betrieben, das heißt es ist sehr selten, dass jemand ausschließlich eine Droge konsumiert. Die gesundheitlichen und psychischen Gefahren und Risiken von Partydrogen werden von den meisten Jugendlichen zwar anerkannt. Praktisch werden sie jedoch oft unterschätzt, zum Beispiel unerwartete Wirkungen einer vertrauten Droge oder Risiken, die sich durch unbekannten Wirkstoffgehalt bzw. Mischkonsum ergeben.

Die Mehrheit der Partygänger hat Strategien der Balance entwickelt zwischen dem Partyleben und Drogenkonsum auf der einen und den Anforderungen des Alltags (Schule, Ausbildung, Arbeit, Familie) auf der anderen. Auf Experimentierphasen mit guten und schlechten Erlebnissen folgt meist eine Neuorientierung, die zu einem bewussten und individuell verträglichen Konsummuster oder einer frei gewählten (selektiven) Abstinenz führt.

Das Partysetting ermöglicht außergewöhnliche Erfahrungen, die die Normalität durchbrechen. Partys kreieren eine neue Welt, sie ermöglichen Gemeinschaft und Verschmelzung, Schutz und Abgrenzung, persönliche Freiheit und ein erlaubtes „Durchdrehen“. Partydrogen unterstützen und verstärken dies auf jeweils spezifische Art. Der Konsum von Drogen wird dabei von Jugendlichen nicht als Normbruch sondern als gegebene Normalität mit Risiken bewertet.

Anfang der 90er Jahre fanden sich noch fast ausschließlich gut situierte und sozial integrierte Jugendliche unter der recht kleinen und abgegrenzten Gruppe konsumierender Partygänger. Partydrogen, insbesondere Ecstasy, haben in den letzten 10 Jahren eine massenhafte Verbreitung in den unterschiedlichsten „Szenen“ erfahren.
Damit geht die Ausweitung eines besonderen Phänomens einher: die gleichzeitige Abhängigkeit von der Droge und dem Partysetting. Manchmal sind beide Bereiche kaum mehr trennbar, jeder Tag wird zum „Wochenende“ und „nach der Party ist vor der Party“. Suchtgefährdete Partygänger haben die Tendenz das Immergleiche, den „schönen Schein“ von Party und Droge zu wiederholen. Sie identifizieren sich kritiklos mit der Partywelt, um der Realität zu entfliehen. Anders als Anfang der 90er Jahre sind viele junge Menschen heute mit einer zunehmenden Perspektivlosigkeit konfrontiert. Eine dauerhafte Flucht in die „Partywelt“ ist für einige Jugendliche nicht mehr mit dem Verlust einer anderen wertvollen Normal-Realität verbunden.

 

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